Nordea Asset Management | Nachhaltigkeit

Beton-Revolution: Nachhaltigkeit trifft auf Rendite

 

Von Eric Pedersen, Head of Responsible Investments bei Nordea Asset Management

 

Grauer Zement, grüne Zukunft: Die Zementindustrie steht vor einem Umbruch. Dekarbonisierung und strenge Regulierungen verändern die Branche grundlegend. Entdecken Sie, warum dieser oft übersehene Sektor überraschende Chancen für weitsichtige Investoren bieten könnte.

Zement ist ein unverzichtbarer Werkstoff für unsere moderne Wirtschaft. Mit seinen niedrigen Kosten und langlebigen Eigenschaften können wir uns nur schwer ein Szenario vorstellen, in dem er in großem Maßstab ersetzt werden kann – was bedeutet, dass dieses wichtige Material auch in der kohlenstoffarmen Wirtschaft der Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird.

Aus fundamentaler Sicht hat die Zementindustrie in den letzten zehn Jahren einen bedeutenden Wandel erlebt. Nach Jahren der Fokussierung auf Volumenwachstum und Ausweitung der  Marktpräsenz veränderte die globale Finanzkrise von 2008-09 das Umfeld für die Branche dauerhaft, da es nie zu einer vollständigen Erholung der Nachfrage kam.

Angesichts schlechter Renditen begann sich die Zementindustrie Mitte der 2010er Jahre zu konsolidieren. Dies markierte den Beginn der Marktdisziplin, die sich in einer konstanten Preissetzungsmacht und einer Value-over-Volume-Strategie der führenden Zementunternehmen widerspiegelte.

Diese Preissetzungsmacht war zum Teil auf den lokalen Charakter der Zementproduktion zurückzuführen. Zement eignet sich von Natur aus für eine oligopolistische Struktur, und diese „Lokalität“ ist ein Merkmal, das Zement von anderen zyklischen Rohstoffen unterscheidet. Während die Zementindustrie nicht immun gegen die großen Schocks der letzten Jahre war – nämlich Covid-19 und der Einbruch der Bautätigkeit, die Energiekrise nach der russischen Invasion in der Ukraine und der anschließende Anstieg der Zinssätze –, blieb der disziplinierte Value-over-Volume-Ansatz der Branche bestehen, wobei eine robuste Preisgestaltung diesen Druck ausgleichen konnte.

Das nächste Jahrzehnt wird eine weitere Evolutionsphase für die Branche sein. Die Zementunternehmen werden sich mit den Auswirkungen der Kohlenstoffkosten und den Herausforderungen der Dekarbonisierung auseinandersetzen müssen. Dies wird die Grundlagen der Branche erneut verändern – und zu strukturell niedrigeren Volumina, steileren Kostenkurven, noch stärker lokalisierten Märkten und einer weiteren Rationalisierung der Kapazitäten führen..

Die Bedeutung der Dekarbonisierung der Zementindustrie

Die Zementproduktion ist für etwa 8 % der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich, und die Herstellung von Portlandzement – der gebräuchlichsten Zementsorte – beginnt mit dem Mahlen von Rohstoffen wie Kalkstein und Ton zu einem feinen Pulver, dem sogenannten Rohmehl. Anschließend wird das Rohmehl in einem Zementofen auf eine Temperatur von bis zu 1.450 °C erhitzt.

In der Regel wird in Zementwerken Kohle, Petrolkoks (ein aus Erdöl gewonnener Feststoff, der ähnlich wie der aus Kohle hergestellte Koks hauptsächlich aus Kohlenstoff besteht) oder Erdgas verwendet, um den Ofen zu heizen. Allein der Heizprozess macht rund 40 % der Emissionen im gesamten Produktionsprozess aus. Die restlichen 60 % stammen aus dem chemischen Prozess: Sobald der aus dem erhitzten Kalkstein freigesetzte Kohlenstoff den Ofen passiert, wird er zu einem Material namens Klinker – dem Hauptbestandteil von Zement. Dies ist die energieintensivste Stufe in der Zementherstellung.

Um ein Zementwerk zu dekarbonisieren, können drei wesentliche Hebel angesetzt werden. Erstens, der Einsatz alternativer Substanzen, um den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen bei der Herstellung von Zementklinker zu reduzieren. Als Nächstes sollten alternative Energiequellen genutzt werden, um die CO2-Emissionen aus der Kraftstoffverbrennung zu reduzieren. Schließlich sollten CCUS-Technologien (Carbon Capture, Use, and Storage) eingesetzt werden, um unvermeidbare direkte Emissionen aus der Kalzinierung von Kalkstein zu Zementklinker abzuscheiden. Dazu wird das CO2 bei Industrieprozessen abgeschieden, abtransportiert und auf Dauer dort gespeichert, wo es herkommt: in der Erde, in tiefliegenden geologischen Gesteinsschichten.

First-Mover-Vorteil für europäische Branchenführer

Die Reduzierung der Zementemissionen ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch eine zunehmend überzeugende finanzielle Chance – insbesondere in Europa. Wir erwarten First-Mover-Vorteile für Zementunternehmen, die am schnellsten dekarbonisieren können.

In Bezug auf Aktien werden die Fundamentaldaten der Branche vom Markt unterschätzt und spiegeln sich in den heutigen Bewertungen nicht angemessen wider. Besonders die Aktien der europäischen Zementindustrie haben in den letzten fünf Jahren stark an Wert verloren – größtenteils aufgrund von Bedenken hinsichtlich des Dekarbonisierungspfads einer Branche, in der sich die CO2-Emissionen nur schwer senken lassen. In der Zementindustrie entdecken wir jedoch weiterhin überzeugende Anlagemöglichkeiten in Unternehmen, die derzeit bei der Dekarbonisierung führend sind, sowie jenen, die das Potenzial haben, bei Netto-Null-Strategien mehr Ehrgeiz und Glaubwürdigkeit zu zeigen.

Ein solches Beispiel ist die italienische Gruppe Buzzi. Wir arbeiten mit dem Unternehmen zusammen, da wir ein großes Potenzial für eine bedeutende Kohlenstoffreduzierung durch einen reduzierten Klinkeranteil, einen höheren Einsatz alternativer Kraftstoffe und verstärkte Investitionen in die CCUS-Technologie sehen. Wenn Buzzi in CCUS investieren und bis 2040 eine Emissionsreduzierung von 70 % erreichen kann, könnte das Unternehmen in der Lage sein, eine grüne Prämie zu erheben und die Kohlenstoffkosten teilweise weiterzugeben. Dies war ein zentraler Punkt unseres jüngsten Dialogs mit der Unternehmensleitung.

Im Juni haben wir eine Position bei Heidelberg Materials eröffnet, einem integrierten Hersteller von Baustoffen mit einer marktführenden Position bei Zement, Zuschlagstoffen und Transportbeton. Das Unternehmen hat einen bedeutenden CO2-Fußabdruck in Europa und ist daher immer strengeren Umweltvorschriften ausgesetzt, einschließlich erhöhter Kohlenstoffkosten. Heidelberg Materials ist führend bei der Einführung von CCUS-Projekten und verfügt über einen robusten kurzfristigen Dekarbonisierungsplan, der eine Intensität der Zementemissionen von unter 400 kg netto CO2/t produzierter Zementstoffe bis 2030 anstrebt. Zudem soll bis 2030 50 % des Umsatzes mit der nachhaltigen Produktpalette erzielt werden. Um Überzeugung von der längerfristigen Entwicklung zu gewinnen, sind wir mit Heidelberg Materials ein Engagement eingegangen, um sie zur Durchführung einer CO2-Kostensensitivitätsanalyse zu ermutigen und weitere Einblicke in das Potenzial der Netto-Null-Zementproduktpalette zu gewinnen.

Obwohl die Zementindustrie ein Ausreißer bei den negativen Emissionen ist, glauben wir, dass die Akteure, die dekarbonisieren, neben ihrem soliden Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels sowohl wirtschaftlich von einer signifikanten CO2-Reduktion profitieren als auch langfristig profitabel sein können.

 

 

 

Über Nordea Asset Management

Nordea Asset Management (NAM, AuM 270 Mrd. EUR*) ist Teil der Nordea Group, dem größten Finanzdienstleistungskonzern in Skandinavien (AuM 412 Mrd. EUR*). NAM bietet europäischen und globalen Anlegern ein Engagement in einer breiten Palette von Investmentfonds. Wir betreuen ein breites Spektrum an Kunden und Vertriebspartnern, darunter Banken, Vermögensverwalter, unabhängige Finanzberater und Versicherungsgesellschaften.

Nordea Asset Management ist an den Standorten Bonn, Brüssel, Kopenhagen, Frankfurt, Helsinki, Lissabon, London, Luxemburg, Madrid, Mailand, New York, Oslo, Paris, Santiago de Chile, Singapur, Stockholm, Wien und Zürich vertreten. Die lokale Präsenz von Nordea geht Hand in Hand mit dem Ziel, erreichbar zu sein und den Kunden den besten Service zu bieten.

Der Erfolg von Nordea basiert auf einem nachhaltigen und einzigartigen Multi-Boutique-Ansatz, der das Know-how spezialisierter interner Boutiquen mit exklusiven externen Kompetenzen kombiniert, was es uns ermöglicht, Alpha auf stabile Weise zum Nutzen unserer Kunden zu liefern. NAM-Lösungen decken alle Anlageklassen ab, von festverzinslichen Wertpapieren und Aktien bis hin zu Multi-Asset-Lösungen, und verwalten lokale und europäische sowie US-amerikanische, globale und Schwellenländerprodukte.

Responsible Investment ist vor über 30 Jahren in den ESG-Bereich eingetreten und tief in unserer nordischen DNA verwurzelt. Als ESG-Pionier und Marktführer haben wir 2009 ein preisgekröntes RI-Team aufgebaut, das heute eines der größten in Europa ist. Wir bieten derzeit eine breite Palette von RI-Lösungen für Investoren aller Art auf der ganzen Welt an.

 

* Quelle: Nordea Investment Funds S.A.,30.09.2024

 

Nordea Asset Management ist der funktionale Name des Vermögensverwaltungsgeschäfts, das von den juristischen Einheiten Nordea Investment Funds S.A. und Nordea Investment Management AB und ihren Niederlassungen und Tochtergesellschaften betrieben wird. Dieses Material soll dem Leser Informationen über Nordea Asset Management, allgemeine Marktaktivitäten oder Branchentrends liefern und ist nicht als Prognose oder Forschung zu verstehen. Dieses Material oder die hierin geäußerten Ansichten oder Meinungen stellen weder eine Anlageberatung noch eine Empfehlung zum Kauf, Verkauf oder zur Investition in ein Finanzprodukt, eine Anlagestruktur oder ein Finanzinstrument dar, zum Abschluss oder zur Abwicklung einer Transaktion oder zur Teilnahme an einer bestimmten Handelsstrategie. Sofern nicht anders angegeben, sind alle geäußerten Ansichten die von Nordea Asset Management. Ansichten und Meinungen spiegeln die aktuellen wirtschaftlichen Marktbedingungen wider und können sich ändern. Obwohl die hierin enthaltenen Informationen als korrekt angesehen werden, kann keine Zusicherung oder Garantie für die endgültige Richtigkeit oder Vollständigkeit dieser Informationen gegeben werden. Veröffentlicht von der zuständigen Nordea Asset Management-Einheit. Nordea Investment Management AB und Nordea Investment Funds S.A. sind von der Finanzaufsichtsbehörde in Schweden bzw. Luxemburg lizenziert und beaufsichtigt. Dieses Material darf ohne vorherige Genehmigung nicht vervielfältigt oder in Umlauf gebracht werden. © Nordea Asset Management.


Die oben aufgelisteten News sind Informationen von unsere Partnergesellschaften. Die FondsKonzept AG oder einer Ihrer Tochtergesellschaften übernimmt jedoch keine Gewähr für den Inhalt, die Richtigkeit und Aktualität dieser News und distanziert sich hiermit ausdrücklich von allen Inhalten in diesem Nachrichtenteil. Die FondsKonzept AG macht sich weder die Inhalte, noch die Bilder und Aussagen der News zu eigen.